Hans Paasche
"Ich heiße Paasche, war Seeoffizier und bin Revolutionär!" Berlin, 9. November 1918Pazifistische Aktivitäten und Veröffentlichungen (Gottfried Paasche und Joaquin Kuhn)
Hans Paasche Chronologie mit Schwerpunkt: Pazifistische Aktivitäten und Veröffentlichungen
Hans Paasche: 03.04.1881 – 21.05.1920
1899 | – Aufnahme in Marineakademie mit 18 Jahren – Einfluss durch Moritz von Egidy, dessen Sohn Hans vorgesetzter Offizier war |
1901 | – Seeoffizier mit 20 Jahren |
1904 | – Abreise nach Afrika um als Navigationsoffizier auf dem Kriegsschiff Bussard zu dienen, Mai – Lernt mit Leichtigkeit das Kiswahili und den Ngoma, den Reigentanz der Suaheli – Pioneer im Bereich der Tiernahaufnahmen |
1905 | – Beförderung zum Befehlshabenden Offizier am Rufiji Fluss, 11. Sept. – Sechs Monate grausame Kriegserfahrungen, Aug. 1905 – Feb. 1906 – Ernüchterung vom Krieg, Niederschlagung des Eingeborenenaufstandes – Entscheidung zugunsten der Ablehnung der Todesstrafe – Begin seiner intensiven Auseinandersetzung mit Afrika, 1904-06 |
1906 | – Rückkehr nach Deutschland, als Kapitänleutnant, Herbst |
1907 | – Buch über Afrika mit seinen Fotografien, „Im Morgenlicht“ |
1908 | – Reformbefürworter, Herausgeber von „Die Abstinenz“ |
1908 | – Heirat mit Ellen Witting, 19. Dezember |
1909 | – Austritt aus der Marine als Kapitänleutnant – Hochzeitreise nach Afrika, zu den Quellen des Nils, Nov. 1909 – Aug. 1910 |
1910 | – Ellen Paasche ist die erste Europäerin am Ursprung des Nils, Juni |
1912 | – Mitherausgeber der Reformzeitschrift, „Der Vortrupp“, Jan. 1912 – Mär 1916 |
1913 | – Erstveröffentlichung des satirischen Briefromans „Lukanga Mukara“ im Vortrupp, Mai – Öffentliches in Erscheinung treten als Befürworter des organisierten Pazifismus, 1913 und früher – Weitere satirische Briefe von „Lukanga Mukara“, insgesamt 6 – Idealistisches Zusammentreffen der Deutschen Jugend, Hoher Meissner, 12. Okt. |
1914 | – Rückkehr zur Marine, Kommando über einen abgelegenen Leuchtturm, Aug. – Vorträge vor Matrosen über Abstinenz und Frieden; Verbrüderung – Ellens Bruder wird in Belgien inmitten deutscher Gräueltaten getötet, Herbst |
1915 | – Versetzung nach Wilhelmshaven, öffentliches Einstehen für Pazifismus, Juni – Ellen schreibt über Frieden und der besonderen Verantwortung der Frauen ihn bezüglich, Nov. – Hans weigert sich als Richter bei einem Standgericht gegen einen antimilitaristischen Matrosen mitzuwirken, Dezember |
1916 | – Entlassung aus der Marine, 31. Jan. – Rückkehr nach Waldfrieden, schreibt an seiner Novelle – Erste mit seinem Namen gezeichnete Postkartenkampagne zeigt Gründe für Kriegsgegnerschaft, Februar – Veröffentlichung des „Fremdenlegionär Kirsch“, einer antimilitaristisch, patriotischen Novelle – Beitritt in den verbotenen „Bund Neues Vaterland“ (gegründet Nov. 1914), Frühling – Geheime Treffen des Bundes finden in Wohnung des Schwiegervaters statt – Gründungsmitglied der Zentralstelle Völkerrecht, Sommer – Wahl in den Vorstand der Zentralstelle Völkerrecht, 2. Dez. – Vollständige Entfremdung von seinen Eltern |
1917 | – Gastfreundliche Behandlung von französischen Kriegsgefangenen in Waldfrieden – Beginn der Antikriegspostkarten- und Flugblattkampagne, April – Aufwendiges erstellen von Friedenspostkarten, etwa 80 verschieden Sätze – Feier des Französischen Nationalfeiertages (Sturm auf die Bastille) auf seinem Anwesen, Französische Flagge wird gehisst und die Marseillaise gespielt – Aufruf zum Generalstreik am 15. Okt durch Postkartenkampagne – Deutscher Geheimdienst durchdringt den Kurierdienst des Widerstandes, Aug. – Heeresleitung der Armee: „Schriftstücke sind pazifistisch und verräterisch“, Aug. – Polizeiliche Durchsuchung von Gut Waldfrieden zur Sicherstellung von belastendem Material, 2. Okt. – Verhaftung wegen Hoch- und Landesverrat, 20. Okt. |
1918 | – Untersuchungsverfahren, Einweisung in „Irrenbeobachtungsanstalt“ in Berlin, 24. Juli – „Militärische Sicherheitsverwahrung“ als Gefangenschaftsbeschreibung – Revolutionäre Welle schwappt über Berlin, Befreiung von Hans Paasche, 9. Nov. – Eskorte zum Reichstag, Sprung auf einem Tisch, verlautbart vor Arbeiter- und Soldatenräten: „Ich heiße Paasche, war Seeoffizier und bin Revolutionär!“ – Auseinadersetzung mit Kaiserin Augusta, Kompromittierung der Kaiserin, 18. Nov. – Mitglied im Vollzugsrat der Revolutionsregierung, 18. Nov. – Übernimmt Verantwortung für Bedingungen der Kapitulation |
1919 | – Tod seiner Ehefrau Ellen im Alter von 29 Jahren, 8. Dez. – Kranzträger beim Liebknecht-Luxemburg Trauerzug durch Berlin, Jan. – Schrift „Meine Mitschuld am Weltkriege“, Jan. – „Das Verlorene Afrika“ wird veröffentlicht, Dez. |
1920 | – Ermordung bei Waldfrieden durch Offiziersfreikorps, 21. Mai – Landesweite Betroffenheit aufgrund der Erschießung Hans Paasches – Artikel über Hans Paasches Tod in der New York Times, 26. Mai |
1921 | – „Lukanga Mukara“, während des Ersten Weltkrieges zensiert, wird veröffentlicht |
1922 | – In Gerhart Hauptmanns Parsifal Legende im „Till Eulenspiegel“ wird Hans Paasche zum Amfortas, dem verwundeten Fischerkönig |
1927 | – Hans Paasche als Held im Drama „Kolonne Hund“ von Friedrich Wolf, Apr. |
– Gedenkstätte in Ostberlin (DDR) zu ehren der Opfer der Weimarer Morde |
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