Hans Paasche
"Ich heiße Paasche, war Seeoffizier und bin Revolutionär!" Berlin, 9. November 1918Die Treppe zum Himmel (von Werner Lange)
von P. Werner Lange
Zwei Augenblicke aus dem Leben Hans Paasches: Hier, auf dem Mühlbach von Waldfrieden, hat er seine Fahrt in die Welt begonnen mit einem Floß aus Kistenbrettern und unter Segeln aus Zementsäcken. Der Junge gewann Heimat, als da düstere Erlen und leuchtende Rapsfelder an ihm vorbeizogen. Das ist kein Widerspruch, denn unsere Gefühle für Heimat und Leben werden bestärkt vom Verlust. Und dort drüben, auf der Treppe zum Gutshaus, saß ein Vierteljahrhundert später einer der Männer, die dem einstigen Floßfahrer beides nahmen: ein Reichswehroffizier, gleichgültig rauchend, während seine Untergebenen Paasche hetzten und schließlich erschossen.
Zwischen diesen beiden Augenblicken lag Hans Paasches bewusstes Leben, lagen die Jahre, über deren Verlauf er zu entscheiden glaubte. 1881 in Rostock geboren, aufgewachsen in Marburg, Berlin und auf dem Gut Waldfrieden in der Grenzmark, sollte er so wünschten es seine Eltern einmal ein namhafter Wissenschaftler werden: Wie sein Vater Herrmann Paasche, Wirtschaftswissenschaftler und Kolonialökonom, überdies ein bekannter Politiker, späterhin sogar Vizepräsident des Reichstages, und einer der ersten deutschen Abgeordneten, die ihre politische Macht unverhohlen mit Geschäften verbanden. Gewandt in der Gesellschaft und in seinen Veröffentlichungen sollte Hans zudem werden. So wie seine Mutter Elise Paasche, Autorin von Broschüren über die Bestimmung einer wohlgemerkt vermögenden Europäerin in der Welt und die Vorzüge des preußischen Militarismus sowie von Vorträgen über die vorgebliche Niedertracht jüdischer Mitmenschen.
Aber es gab Probleme mit dem Halbwüchsigen. Hans Paasche schrieb späterhin vom „Gestrüpp deutscher Erziehung”, durch das er habe gehen müssen, bevor er Mensch wurde. Er ist dann Kadett der Kaiserlichen Marine und bald darauf Seeoffizier geworden: Eine Karriere, mit der die Eltern sich abfinden konnten. Hans allerdings hatte immer Forscher werden, fremde Völker und Landschaften kennen lernen wollen.
1904, als der Oberleutnant zu See Paasche auf den Kreuzer „Bussard“ kommandiert wurde, ergab sich Gelegenheit dazu. Die „Bussard“ versah damals Wachdienste vor der Küste der Kolonie Deutsch-Ostafrika heute Tansania , und Paasche nutzte die häufigen Hafenliegezeiten zu Ausflügen, Jagdtouren und Forschungsreisen in das Landesinnere. Seine 1907 in „Im Morgenlicht“ veröffentlichten Eindrücke von Menschen und Landschaft am oberen Rufiji-Fluss zum Beispiel werden heute als die umfassendste Beschreibung jener Gegend und ihrer Bewohner in der damaligen Zeit gerühmt. Die Voraussetzungen dafür schuf der junge Seeoffizier selbst, indem er noch vor seinem Aufenthalt in Afrika Swahili die lingua franca Ostafrikas erlernte und sich in seinem Gepäck neben Jagdwaffen auch die modernsten Fotoapparate sowie ein Phonograph befanden, den er vom Berliner Museum für Völkerkunde ausgeliehen hatte. Doch es blieb nicht viel Zeit, den Menschen friedfertig zu begegnen, sich achtungsvoll an ihrem Dasein zu messen und die Geschichten der Märchenerzähler oder Arbeits- und Ritualgesänge mit dem Phonographen festzuhalten.
Im Juli 1905 entflammte der so genannte Maji-Maji-Aufstand den Süden der Kolonie, Oberleutnant Paasche wurde „Militärischer Befehlshaber im Bezirk Rufidschi“. Er geriet damit in einen furchtbaren Zwiespalt. Zum einen musste er seine Untergebenen und friedfertige Afrikaner schützen, die er in seiner Station Mtanza zu Hunderten sammelte und ernähren und medizinisch betreuen ließ. Zum anderen erkannte er die Ursachen des Aufstandes: die mit der Hüttensteuer erzwungene Plantagenarbeit, der ebenfalls aufgezwungene Baumwollanbau, die Wald- und Wildschutzbestimmungen, die vielen Afrikanern die Lebensgrundlagen entzogen. Seine Landsleute suchten den Grund der Erhebung derzeit noch in religiösen Bereichen. Dennoch, er musste töten lassen und selbst töten, ließ Dörfer plündern und Gefangene erschießen, die vielleicht zu jenen gehörten, in deren Kreis er zuvor die Ngoma getanzt, deren Gesichter er fotografiert und deren Gesänge er aufgenommen hatte. Und die Kolonialarmee, Schutztruppe genannt, mordete weiter, obgleich Paasche bereits im August ein Telegramm an seinen obersten Vorgesetzten richtete: „Die Aufständischen haben sich zerstreut und wollen Frieden […], halte Auftreten größerer Truppen nicht mehr für nötig […]. Werde in Mahenge mit Jumben [Dorfvorstehern] verhandeln, erbitte Befehle vom Gouvernement.“
Sein Befehlshaber ließ das Telegramm unbeantwortet und reagierte auf solche Eigenmächtigkeit mit der Abberufung. Hans Paasche wurde solcherart davor bewahrt, noch schuldiger zu werden, zur Erholung in das Kilimandscharo-Gebiet gesandt und mit dem Kronenorden mit Schwertern ausgezeichnet. Verwunden hat er das Erlebnis des Aufstandes jedoch nie es bestimmte sein weiteres Leben:
„Ich war in Afrika in einer seltsamen Stimmung. Ich verachtete alles Waffentragen. Ich war anders als die Scharfmacher. Und ich zweifelte dann, ob ich ein Krieger sei, ob ich Mut habe. Deshalb ging ich dem gefährlichen Großwild zu Leibe, ging zwischen Elefanten und fotografierte sie aus einer Nähe wie niemand zuvor, ging zu den Löwen im hohen Grase. Nichts rührte mich. Ich blieb auch gleichgültig, wenn auf mich geschossen wurde, und wusste, wenn ich mich ehrlich prüfte, dass ich im Grunde dennoch feige war. Ich merkte, Kriegermut ist nicht groß, er ist Kadavergehorsam, Gedankenlosigkeit, Mangel an Phantasie, Gleichgültigkeit.“
In seinem sogleich nach der Heimkehr geschriebenen Buch „Im Morgenlicht” wird man solche Einsicht vergeblich suchen: zu mächtig war der Einfluss des Vaters, der im selben Verlag veröffentlichte, zu unbestimmt noch Paasches Suche nach einem Weg aus dem Zwiespalt, zu groß sein jugendliches Verlangen nach allgemeiner Anerkennung. „Gewiss, ich ging, als ich nach Deutschland zurückgekehrt war, zu den Generälen hin, die den Krieg verherrlichten, und sagte ihnen: *Ihr irrt; Krieg ist nicht das, was ihr darin seht, er ist ganz etwas anderes. Nichts an ihm ist frisch und fröhlich, nichts an ihm ist wahr und ehrlich, nichts ist klar; er beginnt mit Missverständnis, wird mit Lüge geführt und endigt mit Verwirrung.‘ [… Heute weiß ich, dass ich mich zu Unrecht habe einschüchtern lassen.”
Behilflich auf dem argen Weg der Erkenntnis war ihm in jener Zeit und späterhin eine damals noch sehr junge Frau: die achtzehnjährige Ellen Witting, Tochter Richard Wittings, der zuvor Oberbürgermeister von Posen gewesen war und ein beständiger Fürsprecher der polnischen Minderheit: Als Posen 1918 wieder eine polnische Stadt wurde, blieb sein Bildnis als einziges der früheren Oberbürgermeister im Rathaussaal hängen, wo es 1945 verbrannte. Witting war nunmehr Aufsichtsratsvorsitzender der Nationalbank für Deutschland: Ein nüchterner Mann, der wohl sah, dass sein künftiger Schwiegersohn es schwer haben würde in dieser Welt. Hans Paasche und Ellen Witting blieben fast zwei Jahre lang verlobt, bis Witting seine Einwilligung zur Heirat gab.
Des Militärdienstes gänzlich überdrüssig, ließ Paasche sich nach der Hochzeit im Rang eines Kapitänleutnants entlassen. Das Paar unternahm 1909 und 1910 eine ausgedehnte Forschungsreise durch Deutsch-Ostafrika und das Grenzgebiet von Belgisch-Kongo, in deren Verlauf Ellen Paasche als erste Europäerin auf einem Gipfel der Virungavulkane und an der am weitesten von der Mündung entfernten Quelle des Weißen Nils stand. Das siebenhundert Seiten umfassende und mit Fotografien versehene Manuskript der Reiseschilderung „Hochzeitsreise nach den Quellen des Nils”, zu dem auch Ellen Paasche beisteuerte, wurde leider nur fragmentarisch überliefert. Aber auch die Fragmente zeigen, dass die Reise nicht allein der Anregung galt, die von fremden Kulturen und Landschaften ausgeht. Für Hans Paasche war sie auch eine Suche nach Halt, ein von Schuldgefühlen bestimmter Versuch, sich wiederum den Menschen zu nähern, deren Gegner er während des Aufstandes sein musste: „Der ‚Feind’: Das ist eigentlich nur jener Mensch, den wir nicht lieben durften, weil sonst das Geschäft des Krieges gestockt hätte.“
Nach Deutschland zurückgekehrt, hielten die Paasches Vorträge: In Hamburg und München, Heidelberg, Breslau und Berlin zeigten sie Ihre Lichtbilder und Sammlungsstücke, spielten sie den Zuhörern phonographische Aufnahmen vor. Das Interesse war groß allein schon an der Persönlichkeit Ellen Paasches, die alle Entbehrungen dieser Safari zu Fuß geteilt und klug und besänftigend das Lagerleben geordnet hatte, wenn ihr Mann jagend umherstreifte. Die Auftritte verliefen dennoch oft enttäuschend: Das Publikum verlangte nach Erzählungen über vor Marterpfählen tanzende Wilde, arglistige Kannibalen, von Gefechten während Paasches Zeit als Kolonialoffizier. Hans Paasche gewann diese Erfahrung schon zuvor, als er über seine Erlebnisse im Maji-Maji-Aufstand gesprochen hatte: „Mir ist, als ob das Denken der Menschen schon vor 1914 hätte geändert werden können, wenn jeder, der in Afrika oder China Krieg erlebte, als Mensch laut gesprochen hätte, anstatt zu dulden, dass er als Held gefeiert wurde […] Ich fand, dass die Menschen sich täglich betäuben, um nicht zu sehen, was jeder sehen musste, und ich schloss mich den Bewegungen an, die etwas Besseres aus den Menschen machen wollten, die den Rausch bekämpften und das Mitgefühl mit allem Lebenden weckten.“
Paasche wurde zu einem Führer der Lebensreformbewegung dieser merkwürdigen Mischung aus Aufbegehren und Flucht. „Ich habe gekämpft nicht nur gegen Alkohol, was allein alle Menschen gegen einen aufbringt, sondern gegen Fleisch, Tabak, Zucker, Feinmehl; gegen Schundliteratur, Kino und Gassenhauer, für Schulreform, Bodenreform, Kleidungsreform, Sprachreinigung, Naturschutz und Frauenstimmrecht.“ Dieser Satz aus einem Lebenslauf, den er für einen Untersuchungsrichter schreiben musste, kann ihn als schrulligen Eiferer erscheinen lassen. Ein Freund aus der Lebensreformbewegung kennzeichnete Paasches Anliegen deutlicher: „Durch keine Anfeindung und keinen Misserfolg hat er sich davon abhalten lassen, zu kämpfen für Frieden und Freiheit, gegen Standeshochmut und Klassenherrschaft, gegen die Ausbeutung der Schwachen, gegen die unsinnigen Vorurteile über andere Rassen und Völker, gegen Rohheiten des heutigen Strafrechts, besonders gegen die Todesstrafe, gegen die Misshandlung der Tiere und gegen Gewohnheiten, die zu leiblicher und seelischer Entartung führen können. Für fast jede soziale Ungerechtigkeit fühlte er sich persönlich verantwortlich, solange er nicht gegen sie gekämpft hatte […]“
In der Tat war Paasches Wirken in der Lebensreformbewegung er hat sie dann später enttäuscht mit einem Schifflein in einer Schüssel verglichen, die von den Bestrebungen der Mächtigen in eine beliebige Richtung getragen wurde zielstrebiger als das vieler seiner Mitstreiter. 1911, es war auch das Jahr seiner Annäherung an die Friedensbewegung, gründete er mit Hermann Popert die Zeitschrift „Der Vortrupp. Halbmonatsschrift für das Deutschtum unserer Zeit“. Der Anstoß dazu ging von Popert aus, der sich glücklich schätzen konnte, den körperlich und geistig überaus gewandten, weitgereisten, abstinent und vegetarisch lebenden Kapitänleutnant a.D. als Mitherausgeber zu gewinnen. Paasches Beiträge galten dann meist dem Naturschutz sowie so genannter körperlicher Ertüchtigung, aber zum Beispiel auch dem Kampf um ein Stimmrecht für Frauen. Weniger umwunden bekundete er in jener Zeit seine Gesinnung, wenn er während öffentlicher Auftritte in Uniform pazifistische Ansichten vortrug. Dergleichen endete mehrfach vor militärischen Ehrengerichten und schließlich mit dem Ausschluss aus dem Kreis der zum Tragen der Uniform berechtigten Reserveoffiziere. Und obgleich er sich dabei noch hinter der fiktiven Gestalt eines reisenden Afrikaners verbarg, schilderte er 1912/1913 in den im „Vortrupp“ erscheinenden ersten sechs Briefen der „Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland“ recht unverhohlen, was er vom Machtwahn, vom maßlosen Fortschrittsglauben und von der unbedenklichen Lebensweise der Wilhelminischen Gesellschaft hielt. Auf die kulturhistorisch bedeutsame und besonders am Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch einmal besonders offenkundige Rolle des Kultbuches „Lukanga Mukara“ kann hier nicht eingegangen werden. Damals jedenfalls bewirkte es neben anderen Gegebenheiten, dass Paasche zu einem Idol der Jugendbewegung wurde: 1913 gehörte er zu den Organisatoren des berühmten Freideutschen Jugendtreffens auf dem Hohen Meißner bei Kassel. Paasche hoffte damals, wenigstens die Jugend aus der „Betäubung“ herausführen zu können, deren wirkliche Ursache er längst erkannt hatte: „ ,Deutschland, Deutschland über alles!*, Sedanfeier, klirrende Medaillen auf dem Gehrock; ein Gebrüll, ein Gefeier und Getrommel! Biergeruch und Rauch. Und noch einmal: ,Hurra!* “ Und auf dem Hohen Meißner: „Wenn die neue Jugendbewegung entscheidende Bedeutung für die Zukunft des Volkes haben soll, muss sie […] sich von dem Verdacht freihalten, eine Wehrkraft-, Wehrmacht-, Militärspiel-Bewegung zu sein.“
Die Zeit der „betriebsamen Säbelschleifer“ , vor denen er gewarnt hatte, kam dennoch, und wie nahezu alle seine Landsleute glaubte auch Hans Paasche zunächst, Deutschland führe einen Verteidigungskrieg. Er kehrte als Freiwilliger zur Marine zurück. Seine Vorgesetzten erwiesen sich als illusionsloser und kommandierten den weithin als Pazifisten bekannten Mann als Beobachter auf den Leuchtturm Roter Sand weit draußen vor der Wesermündung. Auch später, als er Wachoffizier auf einem Minenleger und Kompanieführer in Wilhelmshaven war, wachten sie darüber, dass Paasche nicht allzu viel Einfluss auf Untergebene gewinnen konnte. Trotzdem gewann er große Popularität in der Flotte, weil er frei von Standesdünkeln war, ständig die Lebensverhältnisse der Matrosen zu bessern suchte und mit diesem Anliegen neben der Admiralität sogar den Prinzen Heinrich von Preußen behelligte. Darüber hinaus begann bereits seine Untergrundtätigkeit: Er organisierte geheime Zusammenkünfte von Offizieren, in denen politische Vorstellungen der linken Sozialdemokratie diskutiert wurden. Vermutlich blieb so etwas nicht unbeobachtet und wurde nur deshalb nicht sogleich verfolgt, weil es sich um den Sohn eines Reichstags-Vizepräsidenten handelte. So war Paasches Weigerung, am Standgericht über einen Matrosen teilzunehmen, der den Gehorsam verweigert hatte, wohl ein willkommener Anlass, ihn bereits im Januar 1916 zu entlassen.
Hans Paasche kehrte auf sein Gut Waldfrieden bei Wiesental in der Grenzmark zurück und vollendete das damals überaus erfolgreiche, in mehrere Sprachen übersetzte Buch „Fremdenlegionär Kirsch“. Dessen antinationalistische, letztlich pazifistische Tendenz wurde von der Zensur nicht erkannt. „Ihnen brauche ich nicht zu sagen, dass ich den deutschen Militarismus meine, wo Militarismus in Frankreich schlecht gemacht wird“ , schrieb Paasche damals an Maximilian Harden, den streitbaren Publizisten, erklärten Feind des Kaisers und Onkel Ellen Paasches. Aber List, wie er sie schon im „Lukanga Mukara“ geübt hatte, war ihm nicht mehr genug. Er trat dem 1916 verbotenen pazifistischen „Bund Neues Vaterland“ (ab 1922 „Deutsche Liga für Menschenrechte“) bei und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der daraufhin von Kriegsgegnern gebildeten „Zentralstelle Völkerrecht“, kündigte seine Herausgeberschaft am „Vortrupp“ auf, weil darin die Kriegführung befürwortet wurde der Mitherausgeber Popert revanchierte sich bald, indem er Paasche eine Geisteskrankheit unterstellte. Er publizierte, soweit ihm das gelang, Proteste gegen die Kriegsanleihen, versandte teils von ihm verfasste und mit seinem Namen gezeichnete aufklärende Schriften an Prominente und Offiziere. Auch das war ihm nicht genug. Mit der Hilfe seiner Frau, seines Sekretärs Max Koch und französischer Kriegsgefangener, die seinem Gut als Landarbeiter zugeteilt worden waren, verbreitete er pazifistische Schriften, die er auf geheimen Wegen aus der Schweiz bezog, vervielfältigte und versandte eigene Flugblätter: Enthüllungen der Motive der Kriegstreiber und -gewinnler, Aufrufe zum Generalstreik in der Munitionsindustrie. Flugblätter Paasches wurden derzeit selbst in einem Warschauer Lazarett und in einem Leipziger Rüstungsbetrieb beschlagnahmt, und im Reichstag erhob Kriegsminister von Stein anklagend eines dieser Blätter zum Beweis für die Tätigkeit feindlicher Agenten im Reich.
Das konnte nicht verborgen bleiben, zumal Paasche oft leichtfertig vorging: Weil seine Aufschreie unbeantwortet blieben, weil er nahezu allein handelte ohne den Rückhalt, den eine große Gemeinschaft, eine Partei zu geben vermag. (Später, zwei Jahre nach seinem Tod, beanspruchte die KPD ihn für sich ein Verlangen, das zuvor bereits von seinem Biographen Magnus Schwantje zurückgewiesen worden war.) Seine Eltern hassten ihn, die Freunde aus der Lebensreform- und Friedensbewegung fürchteten Strafe, waren verblendet oder unerreichbar, die Jugendbewegung hatte ihn furchtbar enttäuscht: „Die einzige Hoffnung war die freideutsche Jugend. Auch sie war zum größeren Teil erst seelisch im Gleichgewicht, als sie mit Zupfgeigenpopeia Reserveoffizier wurde und die Juden beschimpfte.“ Er wusste, wovon er da sprach: Ellen Paasche, wie ihr Mann gläubig und der evangelischen Glaubensgemeinschaft zugehörig, entstammte einer ursprünglich jüdischen Familie. Im Juli 1917 ließ er sich sogar dazu hinreißen, mit den französischen Kriegsgefangenen am Nationalfeiertag des „Erbfeindes“ ein Freiheitsfest zu feiern, bei dem ein Grammophon die Marseillaise spielte und über dem Gutshaus die Trikolore wehte. Ohnehin hatten die Militärbehörden zuvor schon mehrfach Beschwerden erreicht, Paasche behandele die Gefangenen „zu menschlich“ so menschlich, wie er stets mit den polnischen Saisonarbeitern und mit der Bevölkerung in der Umgebung umging, die er während des Krieges durch den Aufkauf von Getreide, Obst und Gemüse unterstützte, das er dann wieder wie das von ihm geschossene Wild an Bedürftige verschenkte.
Im September 1917 forderte das Oberkommando in den Marken es überwachte Paasches Tätigkeit und Briefwechsel bereits seit langem das Berliner Polizeipräsidium auf, eine Haussuchung auf dem Gut Waldfrieden vorzunehmen. Obwohl im Reich Kriegsrecht herrschte, wollten die Militärbehörden den Fall offenbar einer zivilen Instanz überlassen, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, den Sohn des Reichstagsvizepräsidenten und Schwiegersohn des einflussreichen Richard Witting erschießen zu lassen. Am Ende der Haussuchung und der ersten Untersuchungen, in deren Verlauf man Paasche noch Zeit gab, Spuren seiner Mittäter zu verwischen, stand eine Anklage wegen „Aufforderung zum Hochverrat und versuchtem Landesverrat“. Es folgten die Untersuchungshaft in Schneidemühl sowie die Einweisung in die „Irrenbeobachtungsanstalt des Zellengefängnisses Moabit“. Denn Ankläger und Verteidigung einigten sich bald: Wer sich derart gegen die Interessen seines Standes verging, konnte nur geisteskrank sein. Das entsprach nun nicht ganz dem Gusto der im Hintergrund agierenden Militärbehörde, die wenigstens eine „militärische Sicherheitshaft“ forderte. „Über Paasche ist militärische Sicherheitshaft verhängt worden; er befindet sich zur Verfügung der Kommandantur im Sanatorium Dr. Weiler, [Berlin-]Westend“, hieß es deshalb im September 1918.
Insgesamt dreizehn Monate war Hans Paasche Häftling, bis ihn im November 1918 aufständische Matrosen befreiten und zum Reichstag fuhren. In der dort stattfindenden turbulenten Wahlversammlung sprang er auf einen Tisch, rief „Ich heiße Paasche, war Seeoffizier und bin Revolutionär!“ und war gewählt: in den Soldatenrat der Berliner Garnison. Bereits am nächsten Tag gehörte er als Beauftragter für Auswärtiges und Waffenstillstandsbedingungen dem höchsten Machtorgan der Revolution an, dem Vollzugsrat. Freilich, die Zeit der Sprünge endete schnell. Paasches lange gehegter Traum, ein Volksgericht zu berufen, die Machenschaften der Kriegstreiber bloßzustellen, die Deutschen mit unabweisbaren Dokumenten zur bewussten Abkehr vom Militarismus zu bewegen und der Welt zu beweisen, dass sie dazu fähig sind, scheiterte am Widerstand rechter Sozialdemokraten und rasch vergreister Kinder der Revolution. Bereits während der ersten Dezemberwoche, während der Entmachtung der Räte, verschwand sein Name aus den damaligen Dokumenten: Ellen Paasche, die Frau, die er in Erinnerung an die „Hochzeitsreise nach den Quellen des Nils“ vielmehr auch an die Jahre danach seine „Gefährtin in der Wildnis“ nannte, starb, erst neunundzwanzig Jahre alt, an den Folgen der Spanischen Grippe.
Der Schlag war schrecklich. Aber es verhielt sich nicht ganz so, wie es zum Beispiel Kurt Tucholsky, der ihn kannte und bewunderte, beschrieben hat: Paasche habe sich als gebrochener Mann, allein gelassen mit der Sorge um vier Kinder, auf das Gut Waldfrieden zurückgezogen. Es ist wenig bekannt über diese dunkle Zeit im Leben Hans Paasches, jedoch erwiesen, dass Waldfrieden eine Zuflucht für fliehende Mitglieder der Münchener Räterepublik war, dass auch Paasche sich wochenlang verbergen musste und dass 1919 das Jahr seiner bedeutendsten politischen Schriften war, deren Autor nun begann, seinen Wunsch nach Frieden und Völkerverständigung über die Ländergrenzen hinweg vorzutragen. Er schonte sich selbst nicht, veröffentlichte seine achtbare Selbstanklage „Meine Mitschuld am Weltkriege“, und hielt seinen Landsleuten abermals den Spiegel vor diesmal nicht in der Verkleidung des fahrenden Afrikaners Lukanga Mukara: „Mache dir das ganz klar, Deutscher: Du bist ausgestoßen aus der Gemeinschaft der Völker, wenn du nicht endlich Erbitterung zeigst gegen das System, das dich zum Henker deiner Nachbarn machte und dich schließlich selbst zerschunden hat. Du hast dich anstiften lassen, friedliche, glückliche Länder zu überfallen und in eine hoffnungslose Wüste zu verwandeln. Dein feldgrauer, animalischer Gehorsam hat das Elend, die Trauer und Kraftlosigkeit dieser Zeit herbeigebracht. Und du sprichst nur von deutschen Interessen, bevor du einmal die Tränen der Verzweiflung mitgeweint hast, die die ganze Menschheit weinen muss beim Anblick der Landstriche, in denen wir Siegfried- oder Hindenburgstellung spielten. Die Welt steht dir nicht offen, bevor du Mensch wirst. Es war deine historische Bestimmung, die Begriffe Vaterland, Nation bis zur Verrücktheit zu übertreiben; jetzt erkenne deine Verführer […] Wer je im Ausland war, weiß, wodurch die Deutschen auffielen. Durch Wissen, Tüchtigkeit, Betriebsamkeit. Als Untertanen oder Unterdrücker hatten wir sie und konnten nicht begreifen, weshalb jedermann uns scheu und misstrauisch ansah. Der Ausländer wusste: Alles, was der Deutsche kann und hat steht im Dienste brutaler Gewalt, und eines Tages braucht der eine, dem göttliche Weisheit zugeschrieben wird, nur auf den Knopf zu drücken, und alles Deutsche wälzt sich vernichtend über die Erde: Kanonen, Panzerplatten, chemische Industrie, Grenadierknochen, Philosophie, Menschenfleisch, Druckerschwärze, Zement. Ein wüster feldgrauer Brei.“
Das wurde genau zwanzig Jahre vor dem nächsten Knopfdruck geschrieben. Nachempfindbar ist noch heute, wie sehr dieser einsame Prophet bewundert, aber auch gehasst worden sein muss.
Am 21. Mai 1920 umzingelten fast sechzig Soldaten des Reichswehr-Schutzregimentes 4 aus Deutsch-Krone das Gut Waldfrieden: Fememörder im Gewand von Soldaten der Republik. (Nach getaner Tat sangen sie das Lied der Brigade Erhardt.) Das zuständige Wehrkreiskommando hatte zuvor eine Meldung der Berliner Sicherheitspolizei erhalten: „Vertraulich wird hier bekannt, dass auf dem Gute […] Waffen und Munition für die kommunistische Kampforganisation untergebracht sind. Das Gut gehört dem Kapitänleutnant a.D. Paasche, der ein bekannter Pazifist und bekannter Antimilitarist ist […] Die Glaubwürdigkeit vorstehender Meldung ist daher nicht von der Hand zu weisen.“ Das war zwar nicht gerade logisch, kam aber sehr gelegen: Am 21. Mai 1920 wurden die Sondergesetze, die dem Militär polizeiliche Aufgaben zugestanden, im Bereich der Grenzmark widerrufen. Es bestand ein Gesuch zur Durchsuchung des Gutes, aber kein Haftbefehl. Ein Polizist bat den im nahen See badenden Hans Paasche, zum Gutshaus zu kommen, weil jemand ihn sprechen wolle. Als sie sich dem Haus näherten, bemerkte Paasche im Hinterhalt lauernde Soldaten, wandte sich um und lief einen Abhang hinunter. Es wurde sofort und ohne Anruf mehrfach geschossen, bis ein Schuss ins Herz ihn niederwarf.
Waffen wurden, bis auf die Jagdwaffen des Hausherrn, nicht gefunden. Stattdessen schwenkte der leitende Offizier Exemplare von sozialdemokratischen Zeitungen und der „Roten Fahne“ sowie Unterlagen, mit denen Paasche sich zur Gemeinderatswahl bewarb, und sagte, man habe nun genug Beweismaterial beisammen. Die Aussagen von Angestellten, viele Soldaten seien betrunken gewesen und Paasches Leichnam habe deutliche Spuren von Kolbenhieben getragen, blieben unbeachtet. Ein schließlich doch wegen der Empörung, die nicht allein die linksgerichtete Presse bekundete, und auf Verlangen Richard Wittings eröffnetes Verfahren wurde eingestellt: „Der Tod des Paasche ist auf ein Zusammentreffen nicht voraussehbarer unglücklicher Umstände zurückzuführen, für welche niemand strafrechtlich verantwortlich zu machen ist“, schrieb darauf der Schneidemühler Oberstaatsanwalt an Wittings Anwalt.
Hans Paasche wurde im Beisein Hunderter Bauern, Land- und Forstarbeiter aus der Umgebung nahe einem Weiher auf seinem Gut beerdigt. Es gab mehrere Beisetzungsfeierlichkeiten mit verschiedenen Rednern, der prominenteste davon war Kurt Tucholsky. Tucholsky war es auch, der noch über Jahre wie gleichfalls Walter Hammer in der Zeitschrift „Junge Menschen“ immer wieder an Paasches Ermordung erinnerte. Dessen Freunde Magnus Schwantje und Otto Buchinger widmeten ihm biographische Betrachtungen. Aber ansonsten wurden Hans Paasche und sein Vermächtnis nahezu vergessen: Es kam die schwärzeste Zeit deutscher Geschichte, in der Mitglieder und Anhänger der Friedensbewegung emigrierten oder in Gestapokellern und Konzentrationslagern verschwanden.
Als der Zweite Weltkrieg endete, fiel der Landstrich, in dem Paasches Gut einmal lag, an Polen und wurde zur Heimat von Menschen, die aus Ostpolen vertrieben worden waren. Die Gutsgebäude von Waldfrieden verfielen und wurden, da sie weitab im Wald lagen, schließlich abgetragen. Erhalten blieben nur der Name Waldfrieden (polnisch Zacisze), Paasches Grabstein sowie eine Treppe, die früher vom Mühlbach zum Gutshaus hinaufführte und von den Einheimischen nunmehr aus unerfindlichen Gründen „Die Treppe zum Himmel“ genannt wurde.
In Deutschland erinnern heute lediglich eine Dauerausstellung im Archiv der deutschen Jugendbewegung auf der Burg Ludwigstein und sein Name auf einem Gedenkstein in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde an Hans Paasche. Alle Anträge, eine Straße oder irgendeine Örtlichkeit nach ihm zu benennen, blieben bisher vergeblich. Hätte seine Tochter Helga in den sechziger Jahren nicht ein Privatarchiv gegründet, das zur Grundlage aller späteren Veröffentlichungen über ihren Vater wurde, hätte eine von Helmut Donat geleitete Gruppe Bremer Historiker 1981 nicht wieder Schriften von und über Paasche herausgegeben, so wäre er vielleicht gänzlich vergessen worden. 1985 brachte Helga Paasche mit der Genehmigung des polnischen Ministeriums für Kultur den Grabstein ihres Vaters von Waldfrieden zur Burg Ludwigstein. Im Verlauf beharrlicher Nachforschungen entdeckte sie 1987 im damaligen Zentralen Staatsarchiv der DDR in Potsdam die Akten der gegen Paasche geführten Untersuchung, die den Krieg und die Auslagerung in die Sowjetunion unbeschadet überstanden hatten: das Fundament der ersten umfassenden, 1995 erschienenen Biographie Hans Paasches. Gleichfalls 1987 fand der Autor nach Vermessungen und mit der Hilfe der Förster Piotr Keil und Stanislaw Konarzewski die inzwischen unkenntliche Grabstelle wieder auf und kennzeichnete sie später mit einem hölzernen Kreuz. Darauf brachte er eine Tafel mit dem von Helga Paasche entworfenen Epitaph „Hier ruht ein Kämpfer für Frieden und Völkerverständigung, ermordet im Jahre 1920 als Opfer seiner Gesinnung“ in polnischer Sprache an und setzte darunter deutsche Worte, die ihm für Hans Paasches Leben und Wirken angemessen erschienen: „Ich habe mehr gesät als geschnitten …“
Weshalb wird hier davon berichtet? Nun, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Der Autor bemühte sich viele Jahre, in Polen Partner für eine Patenschaft über das Grab zu finden und scheiterte an dem Misstrauen, das Deutsche und Polen bisweilen noch trennt, wenn von der Vergangenheit die Rede ist. Bis er durch die Vermittlung Helga Paasches Jerzy Giergielewicz kennen lernte. Giergielewicz, ehemals Neurologe und seit seiner Pensionierung als Tierfotograf und Ornithologe im Stettiner Raum tätig, nutzte dabei Veröffentlichungen des verdienstreichen deutschen Ornithologen Paul Ruthke-Robien, der 1945 von russisch sprechenden Marodeuren ermordet worden war. Auf sein Betreiben hin wurde am Ort von Robins ehemaliger Vogelwarte eine Gedenkstätte eingeweiht; darüber hinaus stieß Giergielewicz bei seinen biographischen Forschungen auf den Namen Hans Paasche. Verblüffende Parallelen offenbarten sich da: Robin hatte als Marinesoldat in Deutsch-Südwestafrika gedient, war zum kämpferischen Antimilitaristen geworden und hatte mit Paasche korrespondiert. Eine Begegnung, bei der sie über das Projekt eines pommerschen Nationalparks sprechen wollten, kam wegen Paasches Ermordung nicht mehr zustande. Giergielewicz veröffentlichte daraufhin einen Beitrag über Paasches Dasein und schrieb darin, Paasche verdiene es, in Polen besonders geehrt zu werden, weil er „sein Leben für die allumfassende Idee des Humanismus und der Völkerfreundschaft geopfert“ habe. Er empfahl, Paasches Grab zu einer Gedenkstätte der europäischen Verständigung zu erheben und das ehemalige Gutsgelände der Aufsicht des für die Wojewodschaft Wielkopolska zuständigen Konservators zu unterstellen. In Polen vertraut man dem Urteil eines Jerzy Giergielewicz: Er gehörte als Jugendlicher der Armija Krajowa an, wurde 1942 in Warschau von der Gestapo verhaftet und war Häftling in den Konzentrationslagern Majdanek, Flossenbürg, Groß-Rosen und Neuengamme. Eben deshalb, sagt er heute von sich, interessiere er sich besonders für Deutsche, die vor Nationalismus, Militarismus und Krieg warnten.
Im Oktober 2004 fand in Krzyz, der Kreisstadt, in deren Verwaltungsbereich das ehemalige Gut Waldfrieden liegt, eine von Giergielewizc angeregte und vom Bürgermeister Zygmunt Jasiewicz geleitete Zusammenkunft statt. Lokalpolitiker, Vertreter der Forstverwaltung, Lehrer und interessierte Bürger der Stadt diskutierten das Vorhaben. Als schließlich auch die bange Frage, ob Hans Paasche ein gläubiger Mensch gewesen sei, zufriedenstellend beantwortet war, wurde beschlossen, sein Grab würdig herzurichten und zur Gedenkstätte zu erklären. Der Redakteur Marian Bakinowski berichtete darüber in der Presse und erregte damit auch das Interesse von Warschauer Rundfunk- und Pressekollegen.
Am 21. Mai 2005, Paasches 85. Todestag, luden die polnischen Gastgeber erneut ein. Waldfrieden/ Zacisce hatte sich verändert: am Mühlbach standen zwei große, überdachte Schautafeln, die Hans Paasches Leben und die Geschichte des Gutes schilderten, die Treppe war von Mitgliedern des Sportclubs „Dynamo“ und der Vereinigung „Naturschutz“ von Moos und Überwuchs befreit, der ursprünglich zugewachsene Zugang zum Grab ausgelichtet und das Grab mit einer Einfassung versehen worden. Mehr als dreißig Menschen aus Polen, Deutschland und Kanada gingen nun mit Blumengebinden für den ermordeten Pazifisten gemeinsam die „Treppe zum Himmel“ hinauf.
Während der Reden, die am Grab gehalten wurden, ehrten die Gastgeber Hans Paasche als Fürsprecher der europäischen Idee, als Humanisten und Bewahrer der Natur. Gern nähmen sie, so hieß es, die Geschichte ihrer Heimat an und schätzten sie als kulturelles Erbe. Der aus Toronto angereiste Gottlieb Paasche, ein Enkel Hans Paasches, bekundete seine Dankbarkeit und seine Freude darüber, dass das Vermächtnis seines Großvaters mit dieser großartigen und mutigen Geste entgegengenommen werde und sagte auch, er könne sich nicht vorstellen, dass dergleichen in Deutschland möglich sei. Ein deutscher Teilnehmer sagte: „Von allen Wegen, die uns offen stehen, wählte Hans Paasche den ärgsten, den einsamsten: nicht nur immerfort Veränderung der Welt, der Gesellschaft, der Anderen zu fordern, sondern vor allem sich selbst zu ändern. Er war dabei oft allein, allein mit seiner Gesinnung, seinen Hoffnungen und Zweifeln und mit seinem Glauben an Christus, den Christus der Bergpredigt. Hans Paasche darf stolz und glücklich sein, hier zu ruhen: noch immer einsam zwar im Wald, aber dennoch mitten unter Menschen, die ihn achten und für die Völkerhass nur noch ein Wort aus längst vergangener Zeit ist.“
Wir sind Menschen behaftet mit Vorurteilen, die uns das Zurechtfinden in einer schwierigen Welt erleichtern. Und es ist nicht sicher, ob jene Treppe wirklich sogleich in den Himmel führt. Doch die ersten Schritte sind getan.
P. Werner Lange, Hirschwechsel 11, 14532 Kleinmachnow
e-mail: werner_lange@hotmail.com